Der Titel klingt eher nach einem spanischen Kinderbuch. Aber keine Angst, es wird diesmal keine Buchrezension. Aber was hat der spanische Esel ‚ElBurro‘ mit einem Hai zu tun?
Alles begann vor ein paar Wochen…
Blogger-Kollegin Jani von Mythos-EBike.de fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, einen Test für Elektrofahrrad24.de zu machen. Sie hätte wegen einem bevorstehenden Winterurlaub nicht die Zeit und im Winter ein E-Bike testen… Sie wäre doch eine Frostbeule!
Der Kontakt zu Elektrofahrrad24.de war schnell hergestellt und die Randbedingungen fix geklärt und schwubbs war das riesige Paket auf dem Weg zu mir in den verschneiten Taunus. Eigentlich geht es nicht nur um das E-Bike alleine, sondern es sollte auch ein neuer Fahrradgepäckträger vom spanischen Hersteller J&S (Joseph & Son) getestet werden. Der Familienbetrieb aus Valencia hat einen Fahrradgepäckträger für Full Suspension Bikes entwickelt, der somit ein Mountainbike – mit oder ohne E – Touren- und Reisetauglich machen soll. Sie tauften ihn selbstbewusst “ElBurro” – zu deutsch “der Esel”.
Der Esel in der Geschichte
Wenn es darum geht, einen Gepäckträger auf einem vollgefederten Mountainbike zu montieren, stellt sich immer die gleiche Frage… Welches System ist das richtige für mein Fahrrad?
Meist wird ein leichter Gepäckträger gewählt, der einfach an der Sattelstütze befestigt wird. Das ist aber die durchaus ungünstigste Version, die man in Betracht ziehen kann. Ein solcher Gepäckträger lässt sich nicht oder nur schlecht an einer absenkbaren Sattelstütze montieren und/oder der Gepäckträger federt dann mit ein und schleift am Hinterrad. Bereits eine etwas größere Satteltasche macht hier bereits Probleme. Auch kann man so maximal 7 kg zuladen.
Meine ersten Erfahrungen mit einem Gepäckträger an einem Fully durfte ich nach der Eurobike 2016 sammeln. Damals wollte ich vom Bodensee am Rhein entlang nach Hause radeln. Da ich aber “nur” ein voll gefedertes Pedelec mein Eigen nennen kann, musste dies entsprechend aufgerüstet werden, um mit den nötigen Gepäcktaschen für die Tour klar zu kommen. Damals wählte ich das Pack’n’Pedal-System von Thule. Dieser Gepäckträger wird mit kleinen Ratschenbändern direkt an der Schwinge des Hinterbaus befestigt und darf maximal 15 Kilogramm tragen. Für meine Tour damals völlig ausreichend. Das Handling des Bikes war aber sehr gewöhnungsbedürftig.
Es gibt aber nun ein neues System, das in Deutschland eher unbekannt ist. Elektrofahrrad24.de möchte diesen Gepäckträger in ihren Shop aufnehmen und bat mich, das System mal zu testen.
Mit ElBurro© X12 zu deutsch “der Esel” hat der kleine Familienbetrieb Joseph & Son aus Valencia in Spanien ein Gepäckträgersystem im Angebot, das speziell für voll gefederte Mountainbikes konzipiert wurde und durch diverse Adapter auf nahezu jedes Achssystem und Reifengröße angepasst werden kann. Der Gepäckträger wird mit den passenden Adaptern einfach an der Hinterachse und an der Sattelstütze befestigt. Die Erstmontage des Systems dauert keine 20 Minuten und der Gepäckträger selbst ist schnell am Rad montiert. Das Gute an dem System: Es kann auch problemlos an einem Hardtail montiert werden.
Der Lieferumfang
Der ElBurro wird in einem schlichten Wellpappen-Karton geliefert, in dem der von Hand gefertigte Gepäckträger inkl. Alu-Montageplatten, eine spanische Montageanleitung, die Achsenadapter, eine 9 Millimeter Steckachse und die Schelle für das Sattelrohr enthalten ist. Eine deutsche Montageanleitung ist nicht wirklich notwendig, wird es aber irgendwann mal geben. Die Bilder sind mehr als ausreichend zur Montage und weiter unten findest Du ein gutes Video, in dem die Montage erklärt wird. Den Gepäckträger gibt es in weiß oder schwarz und mit 4 verschiedenen Steckachsenadaptern. Mit allen Anbauteilen hat der Gepäckträger ein Eigengewicht von rund 1,6 Kilogramm. Der Träger selbst verkraftet ein Zuladung von 25 Kilogramm.
Die Montage
Die Gepäckträgermontage ist recht einfach. Zur Grundmontage werden die beiden längeren Aluplatten mit den Zwischenstücken und jeweils drei Schrauben mit selbstsichernden Muttern rechts und links an die Streben des Gepäckträgers montiert. Hierfür ist ein 8er Maul- oder Ringschlüssel und ein 4er Inbus notwendig. Im Anschluss wird noch der Gewindestab mit der Sattelstützen-Schelle so weit in den Gepäckträger geschraubt, bis die Plattform waagerecht steht. Die genaue Einschraubtiefe ergibt sich bei der ersten Montage am Rad. Bei dem SDURO war die Gewindestange genauso weit in den Schaft eingedreht wie dieser lang war. Somit ist die Vormontage abgeschlossen und der Gepäckträger kann am Fahrrad montiert werden. Die Vormontage ist in gut 10 Minuten erledigt.
Die Montage am Rad ist ebenso einfach zu bewerkstelligen. Am Hinterrad wird die 12 Millimeter Steckachse herausgeschraubt und zur Seite gelegt. Diese wird zur Montage nicht benötigt und sollte für den Fall der Rückrüstung aufgehoben werden. Danach schraubt man auf der Gewindeseite (rechts) den Adapter mit dem Gewinde inklusive der mitgelieferten Kunststoff-Scheiben von außen in den Rahmen. Links wird der Adapter (inkl. Kunststoff-Scheiben) nur eingeschoben. Die Adapter sind so lang, dass diese bereits bis in den Achsschaft der Nabe hineinreichen. Nun wird von links der Schnellspanner eingefädelt und mit der Rändelschraube rechts handfest angeschraubt. Danach wird die Länge der Sattelstützenschelle-Gewindestange – wie nennt man das Teil richtig ? – soweit eingeschraubt, dass das Aluformteil gut an der Sattelstütze anliegt. Die passende Stelle kann je nach Sattelstütze und Größe des Rades variieren. Bei versenkbaren Sattelstützen ist es notwendig, dass die Schelle um das feste Teil gelegt wird und dies mindestens 2 Zentimeter aus dem Rahmen hinausschaut. Zum Schutz der Sattelstütze oder falls diese zu dünn ist werden zwei etwa 5 Zentimeter lange Kunststoffstreifen beigelegt. Bei der Montage der Sattelstützenschelle ist darauf zu achten, dass der Gepäckträger waagerecht ausgerichtet wurde.
Nachdem die eigentliche Schelle mit den vier Schrauben – für die ein 2.5er Inbus-Schlüssel notwendig ist – am Aluformteil festgeschraubt wurde, kann der Schnellspanner der Achse eingestellt und geschlossen werden. Die Montage des Gepäckträgers ist somit abgeschlossen. Kein Hexenwerk. Schade jedoch ist, dass dieses Bauteil auch wieder komplett demontiert werden muss wenn man den Gepäckträge mal nicht verwenden möchte. Ein Schnellverschluss im Gelenk hätte die sehr vereinfacht.
Nutzung Pro und Contra
Der Gepäckträger von J&S kann mit fast allen handelsüblichen Gepäckträgertaschen genutzt werden. Ich selbst habe meine Back Roller von Ortlieb* montiert. Hierzu habe ich die oberen Befestigungspunkte der Tasche jeweils nach ganz außen eingestellt. Die Gepäckträger-Reling ist lang genug, so dass die komplette Länge der Ortlieb-Tasche genutzt werden konnte. Die untere Halterung habe ich im ca. 45° Winkel eingestellt und jeweils nach hinten ausgerichtet. Somit lag die untere Anlageschiene der Tasche gut am Gepäckträger an und die Tasche konnte nicht vor oder zurück rutschen. Gut gefallen hat mir, dass es überhaupt keine Probleme mit den Taschen gab in Bezug auf das Anstoßen mit den Fersen beim Pedalieren. Bei meinem Thule-Träger musste ich schon tricksen, damit die Taschen weit genug hinten saßen und auch dort blieben. Beim ElBurro war das kein Thema. Alles passte perfekt trotz Schuhgröße 47.
Neben den zwei Packtaschen kann oben auf dem Gepäckträger auch noch weiteres Gepäck befestigt werden. Hierzu ist auf der einen Seite eine Aussparung zum einhängen von Expandergummis vorgesehen. Ebenso gibt es rechts und links an den Alu-Formteilen kleine Nasen, wo ein Expander eingehängt werden kann, wenn man dran kommt.
Nicht gefallen hat mir, dass die Taschen sich unten immer wieder bei heftigen Stößen im Trail oder sei es auch nur an einer Bordsteinkante gelöst haben. Das lag aber weniger am Gepäckträger und eher an meiner Einstellung der unteren Halterung und an der Halterung selbst. Die Packtaschen sind eben nicht für solche Fahrten ausgelegt. Aber ein Expandergummi um die Tasche und Gepäckträger gelegt tat bei dem Test einen guten Dienst, die Tasche am rechten Platz zu halten. Bei Dauerbetrieb würde sich hier aber bestimmt eine passende Einstellung finden lassen.
Ich bin mit dieser Einstellung mal mit zwei, mal mit einer Tasche, mal mit wenig und mal mit mehr Gewicht täglich ins Büro und zurück gependelt. So kamen am Tag Strecken zwischen 30 und 50 Kilometern bei 500 bis 600 Höhenmetern zusammen. Mal wurden bewusst nur Waldautobahnen gefahren und mal ging es auch auf etwas ruppigeren Pfaden in die Stadt und am Nachmittag etwas ausgedehnter wieder zurück auf den Berg. Die Hai-Esel-Kombination hatte diesbezüglich keinerlei Aussetzer. Klar muss jedem sein, dass – wenn man den Gepäckträger voll ausreizt und sich 25 kg Zusatzgewicht aufs Rad packt – dieses vom Handling schwerer zu beherrschen ist. Ebenso ist ein fluffiges Singletrail-Vergnügen durch die Packtaschen am Heck auch nicht immer kollisionsfrei fahrbar. Bedenken sollte man auch das das Systemgewicht von maximal 120 kg des Rades schnell ausgereizt und somit überladen ist. 23 Kilogramm das Rad plus 1,6 kg der Träger, 100 Kilogramm Fahrergewicht plus 10 kg Rucksack und dann noch mal 25 kg am Gepäckträger und die Fuhre wiegt schnell 160 Kilo. Das macht sich natürlich auch in der Akkureichweite und beim Bremsverhalten bemerkbar und auf dem Trail nicht wirklich Spaß.
Mein Fazit zum Gepäckträger
Also der ElBurro wäre für mich die erste Wahl, wenn ich einen Gepäckträger benötige und einen solchen an mein Fully schrauben möchte. Der Preis von 230,00 € dafür ist aber schon heftig. Ob es der Gepäckträger letztendlich wert ist, kann nur bei einem Dauertest und mit mehr Gepäck ermittelt werden. Zum Pendeln ins Büro eine echte Alternative zum lästigen Rucksack wenn man auch mal etwas ruppiger unterwegs ist.
Am Gepäckträger selbst habe ich vermisst, dass man flexibler ist bei der Wahl wie und wo man z.B. einen Expandergummi einhängen oder eine Top-Tasche befestigen kann. Hat man seitlich Taschen eingehängt, kommt man z.B. nicht mehr an die vorhandenen Haken dran. Auch fehlt mir eine Möglichkeit, am Gepäckträger selbst ein Rücklicht zu montieren oder anzustecken. Die Ladefläche des Gepäckträgers ist vollflächig aus Stahlblech gefertigt. Hier wäre eine gelochte Version bestimmt leichter und flexibler bei der Wahl der Taschenbefestigungspunkte gewesen. Auch können keinerlei Taschen- oder Korbsysteme montiert werden, ohne dass man selbst Hand anlegt und sich hierfür Löcher bohrt. OK, ein Körbchen am Fully wäre schon außergewöhnlich, aber eine schicke Tasche wie z.B. eine Vaude Silkroad* für den Akku oder Kleinkram wäre schon schick. Aber hier fehlt es an Befestigungsmöglichkeiten. Ein paar Schlitze und Löcher mehr im Blech und eventuell ein paar angesetzte Langlöcher an den Streben, um mehr Möglichkeiten zum einhängen von Gummis, Spannbändern oder Schlaufen zu haben, wären ideal gewesen.
Wer die Investition von 230 € nicht scheut und damit leben kann, dass man selbst Hand anlegen muss, um die ideale Taschenkombination fahren zu können, dem sei der ElBurro ans Herz gelegt. Wer ein flexibles Allround-Talent möchte, dem kann ich den Gepäckträger nicht empfehlen. Aber wer weiß – vielleicht gibt es ja irgendwann eine verbesserte Version.
Vielen Dank an Elektrofahrrad24.de für die Zurverfügungstellung des E-Bikes und des Gepäckträgers für diesen Test.
Im zweiten Teil der Geschichte um ElBurro erfährst Du wie zufrieden ich mit dem SDURO während der Testphase war. Demnächst hier…
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