Die Fahrradbranche ist ein vielfältiger Wirtschaftszweig. Das Spektrum reicht vom Global Player mit weltweiten Produktionsstätten und Absatzmärkten über den Hightech-Anbieter im ehemaligen Bauernhof bis hin zur kleinen Manufaktur. Viele Unternehmen eint dabei eines: der Blick über den Tellerrand und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Der pressedienst-fahrrad ist auf vorbildliche Beispiele für soziales Engagement gestoßen.
So vielfältig die Unternehmen der Fahrradbranche, so unterschiedlich tragen die einzelnen Firmen ihren Teil für ein besseres Miteinander bei und so verschieden fällt die Unterstützung aus – ob zugunsten wirtschaftlich Benachteiligter, kranker oder behinderter Menschen oder einfach nur der Einsatz für Jugendliche.
Fair und zukunftsweisend produzieren
Wer anderen helfen will, ein menschenwürdiges und erfülltes Leben zu führen, fängt am besten vor der eigenen Haustür damit an. Vaude etwa lässt wie viele andere Unternehmen im Textilbereich größtenteils in Asien produzieren. Die Arbeitsbedingungen in den zuliefernden Produktionsbetrieben kontrolliert der Tettnanger Ausrüster dabei nicht nur selbst, sondern lässt diese von der unabhängigen Non-Profit-Organisation Fair Wear Foundation überprüfen. Die Vorgaben umfassen unter anderem eine existenzsichernde Entlohnung, einen sicheren und gesunden Arbeitsplatz und das Recht auf einen gewerkschaftlichen Zusammenschluss der Arbeiter.
Seit 2015 darf sich Vaude mit dem Leader-Status der Organisation schmücken, d. h., dass mindestens 90 Prozent der gesamten Produktion in von der Fair Wear Foundation kontrollierten Betrieben stattfindet. Aber auch am heimischen Standort lassen sich die Oberschwaben etwa durch das Audit der Bewegung Gemeinwohl-Ökonomie kritisch auf die Finger schauen. Bereits 2012 wurde das Unternehmen vom Fahrradfachverband VSF (Verbund Service und Fahrrad g. e. V.) mit dem alle zwei Jahre verliehenen Ethikpreis ausgezeichnet sowie 2015 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis, der neben ökologischen Aspekten auch die Übernahme sozialer Verantwortung würdigt. Damit liegt Vaude voll im Trend: Laut einer Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa legen 86 Prozent der Deutschen Wert auf faire Produktionsbedingungen in der Textilbranche.
Ein faires Miteinander im beruflichen Alltag ist das eine, der Blick auf den Nachwuchs das andere: Mit seinen Parksystemen für Fahrräder gestaltet der Metallbauer WSM die Zukunft unserer Städte mit, doch auch beruflich hat das Familienunternehmen die kommende Generation im Blick. Der oberbergische Hersteller setzt nicht nur im eigenen Betrieb auf die Ausbildung junger Menschen in verschiedenen Berufen, sondern arbeitet in unterschiedlichen Bereichen mit verschiedenen Fachhochschulen z. B. in Gummersbach und Köln zusammen, stellt regelmäßig eine Vielzahl von Praktikumsplätzen zur Verfügung und gibt als Mitglied im Kooperationsnetz Unternehmen der Region und Schulen (KURS) Jugendlichen vor Ort eine Perspektive.
Das Fahrrad ist an sich schon eine Chance
Nicht weniger naheliegend ist es für Unternehmen der Branche, das Fahrrad selbst als Hoffnungsträger zu begreifen. Der Komponentenhersteller Sram initiierte vor etwas über zehn Jahren die Organisation World Bicycle Relief, die Menschen in Entwicklungsländern mit robusten, lastentauglichen Fahrrädern Mobilität und damit Möglichkeiten schenkt. Inzwischen wurden über 270.000 Räder bereitgestellt, die ihren Besitzern Zugang zu bislang unerreichbaren Märkten oder zu ärztlicher Versorgung gewährleisten.
Einer der Unterstützer des World Bicycle Relief, der 2010 ebenfalls mit dem VSF-Ethikpreis ausgezeichnet wurde, ist der Reifenhersteller Schwalbe. Wie schon im Vorjahr finanzierte das Unternehmen kürzlich 100 neue Räder. Dabei wurde nicht vergessen, dass auch hierzulande Bedürftigkeit besteht: Im benachbarten Bergneustadt spendete Schwalbe zehn Fahrräder an einen Förderverein für Kinder und Jugendliche. Zudem wurde für fünf Jahre die Wartung der Räder übernommen. Ebenfalls Rückenwind in Sachen Mobilität gibt HP Velotechnik. Zusammen mit dem örtlichen Arbeitskreis Flüchtlingshilfe machen Auszubildende und Mechaniker der Manufaktur gespendete Gebrauchträder wieder fit. Ersatzteile und Arbeitszeit stellen die Liegeradler kostenlos zur Verfügung. Die Zweiräder werden von der Krifteler Flüchtlingshilfe, die das Projekt federführend koordiniert, anschließend weitergegeben.
Nicht nur mit Geld läuft es runder in der Welt
Ähnlich engagiert sich der Pedelec-Pionier Flyer, der für die eigene Produktion nicht mehr verwendbares Material wie Reifen oder Komponenten der Initiative Velafrica zuführt. Diese bereitet gebrauchte Räder zugunsten Bedürftiger in Afrika auf – unter anderem in Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen, die Erwerbslose und Menschen mit Handicap beschäftigen. Das passt zum Inklusionsgedanken wie ihn HP Velotechnik als Partner des Projekts „Inklusion braucht Aktion“ unterstützt, einer als Botschaft für ein barrierefreies Miteinander durchgeführten Radtour rund um die Welt. Aber auch Flyer greift das als großes Thema auf, etwa mit einer Inklusions-Tandem-Tour der Stiftung My Handicap, die im letzten Jahr für die Einbindung Behinderter in der Arbeitswelt sensibilisieren sollte. Die Vielfalt der Aktivitäten veranlasste wiederum den VSF 2014, keine Einzelprojekte, sondern die historische Gesamtleistung des schweizerischen Unternehmens mit der Verleihung des Ethikpreises zu würdigen.
Damit wird ein entscheidender Punkt deutlich: Es kann natürlich vieles durch die Bereitstellung von Geldern oder Sachspenden bewirkt werden. Manche Firmen engagieren sich aber nicht nur finanziell, sondern zusätzlich mit ihrem Namen und ihren Möglichkeiten. So widmet etwa Abus als Partner der Initiative Stadthelm einen Teil der Verkaufserlöse der für das Projekt gestalteten Helme dem Bundesverband Kinderneurologie-Hilfe e. V. , der die Initiative ins Leben gerufen hat. Auf der anderen Seite bringt sich der Sicherheitsexperte aber auch aktiv ein, organisiert Veranstaltungen mit und schafft Aufmerksamkeit für das Projekt.
Selle Royal wiederum hat im letzten Jahr mit einer von Künstlern gestalteten Sattelserie verschiedene gesellschaftliche Themen zu ausgewählten Terminen wie dem Weltfrauentag oder dem „Earth Day“ aufgegriffen. Ziel des italienischen Sattelherstellers war es, dadurch eine nachhaltig wirkende Diskussion anzustoßen, in der Probleme angesprochen und in Angriff genommen werden.
Gerade das letzte Beispiel zeigt, dass Bedürfnisse nicht automatisch aus einer Notlage heraus erwachsen und Bedürftigkeit nicht unbedingt mit einer Bedrohung der Lebensgrundlage gleichzusetzen ist. Doch wie auch immer sich das Engagement der Hersteller gestaltet und auf wen es abzielt: Das Fahrrad trägt so seinen Teil dazu bei, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen.