Mit Fotos von Kilian Reil und Nico Gilles

Am vergangenen Wochenende war es so weit. Am Nachmittag des Freitags luden wir noch die letzten Klamotten, Werkzeug und das Bike von Chris in und auf das bereit stehende Wohnwagengespann und nach einem kurzen Plausch ging es dann los. Richtung: Fellingshausen am Berg der Kelten, dem Dünsberg zum dritten Renn-Wochenende der ENDURO ONE.

Nach dem ersten Rennen in Wipperfürth, an dem wir beide verletzungsbedingt nicht teilnehmen konnten, dem Rennwochenende in der Wildschönau in Österreich, bei dem Chris das erste Mal an den Start durfte, stand uns nun das dritte Rennen der E1-Saison ins Haus und wir können mit Stolz berichten, dass wir mit 100% am Berg der Kelten an den Start gehen konnten.

Etwas mehr als 100 km haben wir bis nach Fellingshausen.  Mit dem Gespann brauchen wir hierfür lockere 90 Minuten. Am grauen Ascheplatz unterhalb der Waldgrenze am Ortsrand angekommen hatten wir noch freie Platzwahl auf dem zum Fahrerlager umfunktionierten Sportplatz. Der rote E1-Luftbogen signalisierte den Start- und Zielbereich. Also einen Platz ausgesucht, der nicht zu nahe war, aber auch nicht im letzten Eck, um auch noch etwas von Streckensprecher Christian Hens Worten mitbekommen, wenn wir uns am Wohnwagen aufhielten. Die Platzwahl war gut, denn die angrenzenden Bäume und der Wohnwagen selbst boten ein schattiges Plätzchen bei den doch sommerlichen Temperaturen, die am Dünsberg herrschten. Ideale Bedingungen…

Ein neuzeitliches Oppidum entsteht

Wie 300 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung errichtete sich nach und nach am Dünsberg ein kleines Oppidum. Die Plätze am Rand der grauen Asche waren bereits am Freitagabend vollständig belegt und am Samstagmorgen füllte sich der Platz nach und nach – bis gegen 12 Uhr der Platz zum Brechen voll war. Ob in ein paar tausend Jahren auch Archäologen nach verschollenen MTBs oder Parts graben – wie es oben am Berg in einer Ausgrabungsstätte einer Kelten-Siedlung neben der Rennstrecke ein Steinwurf der Stage 7 entfernt erfolgt – werden wir nie erfahren. Man könnte es Annehmen. Unverständlicherweise haben etliche Rennteams einfach ihren Müll auf dem Platz hinterlassen. Bananenschalen, Kronkorken und Putzlappen flogen am Sonntagabend auf dem Platz rum. Ja sogar vergessene T-Shirts und Socken durfte das Helferteam von Thomas Gerlach, dem Rennleiter, aufsammeln. Neuzeitliche Archäologie am Dünsberg.

Erster Trackwalk zur Einstimmung

Nach einem kurzen Hallo mit weiteren eintreffenden Teilnehmern haben wir unsere Bikes von der Wohnwagendeichsel geholt und mit Akku und Display bestückt um vorab eine kleine Runde auf dem Dünsberg zu machen. Was wir nicht so richtig glaubten: der Dünsberg scheint ein beliebtes Mountainbike- und Wanderterrain zu sein. Immer wieder blitzen auf unserem Weg nach oben zum Funkturm schmale Singletrails hinter den Bäumen auf. Manche davon waren bereits mit dem bekannten gelbschwarzen Baboons-Trassband abgesteckt. Also war ein erster kleiner Trackwalk obligatorisch. Zahlreiche Starter waren gleicher Meinung und wurden von uns am Berg gesichtet. Nach einer kurzen Abfahrt auf einem freien Singletrail ging es zum Landgasthof im Ort  wo wir bei einem Grillabend den Tag mit der Haibike Enduro Crew ausklingen ließen.

Der Samstagmorgen verlief für uns sehr entspannt und ruhig. Da wir uns schon am Vorabend und ohne Schlange stehen zu müssen mit der Startnummer und dem Transponder eingedeckt hatten, konnten wir den Tag mit einem lockeren Frühstück beginnen. Nachdem der letzte Schluck Kaffee getrunken war, waren auch die Räder soweit gecheckt und für das Training und den Prolog vorbereitet. Um 11:45 Uhr machten wir uns auf zum Training der Stages 1, 7 und 8. Den Trackwalk der Stages 5 und 6 haben wir auf den Abend verschoben, da diese in einem anderen Ortsteil starteten und laut Rennleitung „auch blind zu fahren wären“.

Der Puls ging nach oben

Da stand ich nun am Start zum Training der Stage 1 und sah, wie sich Christoph mit etwas mehr Routine als ich hinter dem Start-Zelt in den Hang stürzte. Einen Wimpernschlag später schlug mein Herz nicht mehr in der Brust, sondern etwas oberhalb im Hals und das war für mich das Zeichen, mich hinten dran zu hängen. Mein erstes Rennen begann gerade jetzt.

Den ersten gemeinsamen Streckenabschnitt der Stages 1 und 7 kannte ich schon vom Trackwalk und hatte meine Line auch im Kopf. Jedoch lernte ich schnell und musste feststellen, dass ich eine ganz andere Linie gefahren bin und diese trotzdem sehr sauber lief. Über den ersten Abschnitt brauchte ich mir keine Gedanken mehr zu machen. Der zweite Teil der Stage 1 kam aber dafür heftiger. Diesen hatten wir am Vorabend gar nicht wahrgenommen und so galt es, diesen Teil erst mal blind zu fahren. Schnell stellte sich aber heraus, dass ich die Geschwindigkeit drosseln muss, damit ich dort unbeschadet wieder raus komme. Die ersten paar Kurven waren hakelig, aber machbar. Erst die nach rechts abfallende Kurve zeigte mir, auf was ich mich da eingelassen hatte. Nachdem ich ein paar weitere Piloten beim Kurvenräubern beobachtet hatte, war die Linienwahl klar und der spätere zweite Versuch der Stage ging dann schon besser. Die GoPro war mein ständiger Begleiter und ich konnte abends meine Linienwahl noch mal begutachten.

Am Ende gab es Platz 4 für Chris vom rideE.bike Racing Team

[/media-credit] Am Ende gab es Platz 4 für Chris vom rideE.bike Racing Team

ECO ist nicht immer die beste Wahl

Die Stages 1 und die Prolog-Stage 8 ließen sich später dann auch flüssiger fahren, nachdem wir dank Elektrounterstützung zum siebten oder achten Mal den Dünsberg hinauf gekurbelt sind. Gerade der bevorstehende Prolog auf der Stage 8 war sehr tretlastig und über 25 km/h musste die ganze Fuhre den Berg hinunter getrieben werden. Da nutzte ein E auch nicht wirklich. Nur beim Start und beim Zirkeln um die Schikanen hätte der Motor geholfen, wenn ich nicht vor lauter Aufregung im ECO-Modus die Stage gefahren wäre. Beinarbeit war gefragt. Da ich mein Ergebnis schon vorher geahnt habe, war es für mich keine Überraschung, dass ich als siebter der eBike-Klasse den Prolog überstanden hatte. Einem Michael Vindum oder Chris Treugut oder einem anderen Fahrer der Klasse werde ich nicht so schnell Paroli bieten können. Spaß hat es trotzdem gemacht und ich war fix und alle, als ich abends den Akku zum Laden ins Rennleiterbüro getragen habe.

Auf mich alleine gestellt

Nach dem Prolog war meine Startzeit am Sonntag um 10:48 Uhr. Startblock 14. Wie bereits in Wipperfürth und in der Wildschönau haben sich die paar eBiker abgesprochen, sich nach dem Start oben am Berg zu treffen, um gemeinsam die Stages zu absolvieren. Was war aber mit mir? Ich starte genau eine Stunde hinter Michael Vindum dem Zweitplatzierten im Prolog der im Block 4 ins Rennen ging. Also habe ich den Gedanken schnell abgehakt, dass die schnellen Kollegen auf mich warten würden. So war für mich klar: Ich muss meinen Weg wohl alleine gehen.

Den Start absolvierte ich noch mit Andrea von der Haibike Enduro Crew die im selben Startblock wie ich startete. Da sie aber mit einem stromlosen MTB die Strecke absolvieren durfte, haben sich unsere Wege nach dem Start schnell wieder getrennt. So wirklich alleine fährt man ja nicht. Man trifft immer wieder nette Leutchen auf den Transferstrecken. Gerade wenn man mit einem eBike bei den Retro-MTBlern zum Überholen ansetzt, kommen kurze Gespräche über die Vorteile eines eMTB auf. Ich möchte aber gar nicht wissen, was die Kollegen außerhalb meiner Hörweite über uns eBiker abledern.

Schnell den Berg rauf

Aufgrund meiner elektrischen Überlegenheit stand ich sehr schnell oben am Start der Stage 1. Oder sagen wir lieber in der Schlange zur Stage 1. Etliche Starterinnen und Starter säumten den Startbereich unterhalb des Funkturms. Allesamt mit den Startzeiten 10:36 und 10:42 Uhr. Ich stellte mich hinten an und klärte mit den nachfolgenden Piloten, ob sie mir ein wenig mehr Zeit geben können, bevor sie selbst starten. Wenn man jemanden im Nacken hat auf der Stage – wie bei mir im Prolog – wird es stressig und schließlich sollten sie sich dadurch nicht die eigene Zeit versauen. Diesen Tipp gab mir eine Pilotin in der Warteschlange und es klappte auch sehr gut auf den nachfolgenden Stages mal mit den Start-Marshalls zu sprechen.

Langsam rückte ich auf Position Eins vor und die Nervosität steigerte sich. Noch mal einen Blick auf den hinteren Dämpfer, ob er auch tatsächlich geöffnet ist und schon senkte sich die schwarz-rot-goldene Startflagge. Los ging es: Mein allererstes Enduro-Rennen.

Der erste Abschnitt der Stage 1 war problemlos und was Adrenalin im Körper bewirkt, merkte ich bei der Überquerung des kreuzenden Asphaltwegs. Kurz davor gab es einen kleinen Wall mit zwei ausgefahrenen Wurzeln. Diese habe ich mit einem kleinen Sprung gut überwunden und gegenüber folgte ein kurzer Drop in den zweiten Teil des Stage. Beides lief so flüssig, dass mir auf einen Schlag klar war, dass der Rest auch laufen würde. Die kurz darauf folgende abfallende Rechtskurve, die mir im Training noch Probleme verursachte, konnte ich auch gut meistern. Ich war zwar nicht der Schnellste, aber für mich lief es gut auf der ersten Stage. Sehr zufrieden über die eigene Leistung und nach einer kurzen Verschnaufpause ging es wieder rauf zum Start der Stage 2.

Leider ohne Wertung: Stage 2

Auch Stage 2 lief gut und hat mein positives Gefühl bestätigt. Zwar gab es den einen oder anderen Fahrfehler, den ich auf die fehlende Renn-Routine schiebe. Aber alles in Allem lief es gut für mich. Leider wurde die Stage aus der Wertung genommen, weil in einem Abschnitt das Trassband fehlte und dadurch der ein oder andere Fahrer einen Zeitvorteil erfahren hat. Selbst auf meinem Video konnte ich die Stelle nicht ausmachen und frage mich noch heute, wo das gewesen sein soll. Stage 3 lief auch gut. Hier konnte ich mich sogar auf Platz 6 in der Stage-Wertung verewigen. Es war aber auch leider das einzige Mal, dass ich einen E-Kollegen hinter mir lassen konnte. Alle anderen Stages musste ich leider als Siebter und Letzter auf dem Kontrollzettel verbuchen.

In diesem Jahr hat man am Dünsberg zwei Stages aufgeteilt und so gab es insgesamt 8 Stages. Stage 4 war so ein Teil und recht kurz. Dafür aber sehr knackig, da man mit dem 23kg-Boliden durch enge Baumreihen zirkeln musste und es nur kurze Stücke zu treten gab, die schnell durch nachfolgenden Kurven mit kleinen Anliegern abgelöst wurden. Ein richtiger Eiertanz und keine Zeit zum Luft holen. Am Ziel der vierten Stage angekommen musste ich feststellen, dass ich wieder nur auf ECO gefahren war und es mir deshalb so schwer fiel, um die Bäume zu pedalieren. Abhaken, nächste Stage.

Die Stages 5 und 6 lagen an einem anderen Hang im Nachbarort Rodheim-Bieber. Also schnell über das Land dorthin geradelt. Auf ¾ des Weges habe ich Fabien Grimmig von Cube und meinen Teamkollegen Christoph getroffen. Sie sind in den Startblöcken 9 und 10 gestartet und waren gerade auf dem Rückweg zur Stage 7, wo der Start wieder oben auf dem Dünsberg lag. Ein kurzer Plausch über die mir bevorstehenden Stages und den bisherigen Verlauf und weiter ging es hoch zum Start der Stage 5 und 6. Wie erwartet gab es keinen Andrang am Start. Also konnten die beiden Stages schnell runter gerockt werden. Beide Stages waren alte, eingefahrene und tretlastige Crosscountry-Strecken, die sich aber gut fahren ließen. Hätten wir jedoch die Strecken vorher besichtigt wie am Abend zuvor geplant, wären diese Abschnitte bestimmt spaßiger und flowiger gewesen.

Körnerriegel und Wattstunden

Drei Viertel der Strecke wären also geschafft. Also schnell wieder zurück zum Eventplatz, um noch ein wenig Energie in Form von Körnerriegel, Isogetränk und Wattstunden zu tanken, denn es galt die beiden letzten Stages in Angriff zu nehmen. Diesen Umstand machte sich auf dem Rückweg ein MTBler zu Nutze und spannte mich als Lokomotive und Windschattenspender ein. Mit knapp 27 km/h und unterhalb der Abregelungsgrenze ging es zurück nach Fellingshausen. Da ein Akkutausch auf dem Programm stand, brauchte ich mit Unterstützung nicht zu geizen.

Ich weiß, dass mich am liebsten jeder gefressen hätte, den ich auf dem Weg hoch zur siebten Stage überholt habe. Aber ich wollte meine beiden eBike-Kollegen noch einholen und bin einem frischen Akku sei Dank im Sport-Modus den Berg in Richtung Gipfel hoch geschossen. Beide hatten nur kurz vor mir den Weg nach oben in Angriff genommen. Auf einem längeren Stück hatte ich sogar noch einen stromlosen Piloten im Schlepptau, der sich nach einem kurzen „kannst Du mich mitnehmen“ an meinen Rucksackgurt gekrallt hatte. Oben angekommen konnte ich mich tatsächlich hinter Chris und Fabien zum Start der Stage 7 einreihen.

Das Roadgap nahmen nicht viele Mountainbiker. Michael Vindum sogar mit dem eMTB von Haibike

[/media-credit] Das Roadgap nahmen nicht viele Mountainbiker. Michael Vindum sogar mit dem eMTB von Haibike

Entschärfte Rutsche

Auf Grund mehrerer Stürze wurde auf der Rutsche – so hieß der Abschnitt der Stage 7 – der zweite Sprung aus dem Rennen genommen und alle Piloten mussten durch die Chickenline. Für mich gab es deshalb keine Zeitverschlechterung, da ich sowieso bei allen Sprüngen im Rennen die Chickenline gewählt hatte. Jedoch war diese Umfahrung bereits sehr tief ausgefahren und man musste seine vorher ausgewählte Lücke suchen und treffen, um gut durchzukommen. Stage 7 und 8 liefen genauso gut wie die bereits davor durchfahrenen Stages. Glücklich im Ziel angekommen wurden mir zu meinen 20 Euro Transponderpfand auch ein Ausdruck meiner Stage-Zeiten und die Gesamtzeit ausgehändigt. Platz 6 las ich am Ende des Papiers. Jedoch war dies noch nicht das Endergebnis. Rico Haase – seines Zeichen Teammanager der Haibike Enduro Crew und selbst Starter in der eBike-Klasse – musste sich wegen einer technischen Panne nach mir an den letzten beiden Stages anstellen und hat sich im Gesamtergebnis dann doch noch vor mich geschoben und für mich blieb nur Platz 7 übrig.

Siegerehrung der eBike-Klasse - Sven Schreiber, Michael Vindum, Fabien Grimmig, Christoph Rothenberger, Rico Haase, Chris Treugut

[/media-credit] Siegerehrung der eBike-Klasse – Sven Schreiber, Michael Vindum, Fabien Grimmig, Christoph Rothenberger, Rico Haase, Chris Treugut

Fazit: Mein erstes Rennen lief für mich super. Ich wusste von Anfang an, dass ich meinen eBike-Kollegen nicht das Wasser reichen kann und bin aus diesem Grund locker aufgefahren. Die acht Stages liefen bis auf ein paar Fahrfehler, Tücken in der Technik und fehlendes Hirneinschalten recht gut. Ich bin nicht gestürzt und hatte meinen Spaß. Die Steaks am Verpflegungsstand waren saulecker und die gesamte Organisation vorbildlich… Im Übrigen konnte sich Christoph auf Platz 4 einreihen und verpasste nur um ein paar Sekunden das Treppchen und Platz 3. Er ist heiß wie Frittenfett… Was will man mehr. Wir freuen uns auf den Ochsenkopf am nächsten Wochenende.

Eine kurze Stage-Zusammenfassung von Christoph:

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