Das Saisonfinale der Enduro One-Serie war auch auf den flowigen Trails in Bad Endbach im Kreis Marburg-Biedenkopf wieder ein Traum und hat viel Spaß gemacht.
Viel Herzblut steckten Birgit und Mario Dauber, der MSC Salzbödetal, das Team des Flowtrail Bad Endbach sowie die vielen Unterstützer und Helfer in das Mountainbike-Rennen. Bereits im Vorfeld hatte ich Kontakt mit Birgit, um die Stellplatzsituation für unseren Wohnwagen zu klären. Aber das sollte an diesem Wochenende kein Problem sein. Das sonnige Wetter und die trockenen Tage vor dem Wochenende machten die Campingwiese am Zentrum für Kultur, Sport und Freizeit in Bad Endbach für Wohnwagen und Wohnmobile befahrbar.
Flowtrail als Zentrum des Spaß
Nichts destotrotz machten wir uns rechtzeitig auf den Weg, um noch einen Standplatz auf dem reservierten Parkplatz oberhalb der Campingwiese zu ergattern. Gegen 14 Uhr sind wir im hessischen Bad Endbach eingetroffen und konnten den ersten Platz für uns sichern. Der weitere Nachmittag und Abend konnte somit entspannt angegangen werden und so wurden die Bikes abgeladen, um noch eine Runde über den sommerlichen Flowtrail zu drehen. Im Laufe des Abends füllte sich unter uns nach und nach der Zeltplatz. Durch unsere exponierte Lage hatten wir während unserer abendlichen Grillsession – zu der sich Sarah und Fabien vom Team CUBE hinzugesellten – das Treiben im Blick.
Am Samstagmorgen füllte sich der Platz weiter, bis alle Stell- und Zeltplätze belegt waren und die nachfolgenden Teams eine kleine Ausweichwiese oder die angrenzenden Supermarktparkplätze anfuhren. Für die etwa 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Events gab es aber genug Platz. Bereits um kurz vor 10 Uhr bildete sich wieder eine lange Schlange vor der Anmeldung. Da wir uns bereits am Vorabend angemeldet hatten, konnten wir auch diesem Treiben relaxed zusehen und auf den offiziellen Start zum Training warten. Ein paar Service-Handgriffe an den Rädern verkürzten die Zeit bis es endlich los ging.
Bad Endbach ist wie zuhause
Im Gegensatz zu der Strecke am Ochsenkopf lag mir der Track in Bad Endbach besser und es brauchte nur eine kurze Zeit, sich an die Strecke zu gewöhnen. Da ein Großteil der Stages über die flowigen Abschnitte des offiziellen Flowtrails ging, waren diese gut zu fahren. Von den 5 Stages durften wieder Stage 1 und 5 trainiert werden und die drei weiteren wurden im Trackwalk begangen, um die richtige Linie für das Rennen zu finden. Nach dem Training stand um 15:45 Uhr nach der Fahrerbesprechung wie gewohnt der Prolog auf dem Timetable. Diesmal durften die eBiker wieder in der ersten Startgruppe zum Start hochfahren.
Wir waren wieder so schnell oben am Start, dass die Streckenposten noch gar nicht bereit waren, die wilde eBiker-Horde in den Prolog zu lassen. Es ging los, als die ersten Fahrer ohne Motor oben am Start ankamen. Da die 11 eBiker schnell durch waren, war für diesen Samstag früh Feierabend angesagt und bevor die letzten Fahrer zum Prolog starten durften lagen Christoph und ich schon im warmen Wasser der angrenzenden Lahn-Dill-Bergland-Therme, um den müden Knochen eine Auszeit zu gönnen. Die E1-Starter erhielten einen ermäßigten Eintritt und das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Den Abend ließen wir wieder am Grill und mit einem Teil der eBiker und dem Team der Haibike Enduro Crew ausklingen. Schöne Welt…
Der Prolog erbrachte mir wieder eine Startzeit zum Rennen um 10:48 Uhr. Ein Hattrick – wenn es hierfür eine Wertung geben würde. Also konnte der Sonntag auch entspannt begonnen werden. Ich machte mich gerade auf zum Start, als Michael, Rico und Christof bereits das erste Mal den Start-Ziel-Bereich kreuzten und in Richtung Stage 3 aufbrachen. Kurz noch die ersten Zwischenzeiten der Stages gecheckt und weiter ging es für die Drei. Kurz drauf fiel auch für meine Startgruppe 14 die Startflagge und der Tross von 20 Fahrern machte sich auf den Weg zum Start der Stage 1. Da der Schlepp-Lift zum Rennen nicht in Betrieb war, taten mir die Mitfahrerinnen und Mitfahrer schon Leid, die erste Strecke von rund 8 Kilometer zur Stage 1 bergauf und ohne Unterstützung bei diesen Temperaturen zurücklegen zu müssen. Alleine diese erste Transferstrecke war halb so lang wie die Gesamtstrecke des Rennens am Ochsenkopf. Insgesamt stand am Tagesende eine Strecke von rund 27 KM auf der Uhr.
Von Stage zu Stage
Der Run über Stage 1 lief gut. Den ersten steileren Teil konnte ich gut meistern und die kleinen Abschnitte über die Skipiste waren bereits soweit ausgefahren, dass dort der Grip doch besser war als erwartet. Auch die Stufe in einem der ersten Steilstücke konnte ich gut und sturzfrei durchfahren. Zwei Fahrer vor mir wählten die falsche Linie durch das Sandloch und mussten sich leider wie ein Schnitzel panieren lassen.
Das offizielle Video der Enduro One aus Bad Endbach
In Stage 2 lief es leider nicht so gut. Diese Stage war sehr schnell und tretlastig. Nicht so meine Stärke. In einer Rechtskurve trieb es mich nach links, weil dort das Trassband bereits abgerissen war und ich hakelte mit dem Vorderrad in den dort schräg in den Trail ragenden Baum ein. Dieser war eigentlich super markiert und am Vortag beim Trackwalk meinte ich noch zu meinem Kollegen Chris Treugut „wenn man dort mal nicht mit der Pedale hängen bleibt“. Tja – im Rennen läuft es immer anders als man denkt. Es braucht eine kurze Strecke, bis ich wieder im Flow war. Ich merkte meine späte Startzeit und das ca. 250 Fahrerinnen und Fahrer bereits durch die Trails gegraben sind. Der Boden war sandig und stellenweise waren die Kurven so ausgefahren, dass regelrecht Sandlöcher entstanden sind, die mich hin und wieder aus dem Tritt brachten.
Schmerz lass nach
Nachdem der Fehler in Stage 2 weggesteckt war ging es auch schon auf Stage 3. Ich fuhr die Stage in knapp 4 Minuten, was für mich ewig lange war und mächtig auf die Pumpe ging. Diesmal war es loser Untergrund und Laub, der mich unfreiwillig in einer Rechtskurve vom Bike holte. Ein kurzer Purzelbaum durch den Dreck und schnell rappelte ich mich wieder auf. Voller Adrenalin aber unkonzentriert konnte ich das Ende der Stage kaum erwarten. Einem „Eckbaum“ bin ich zu nahe gekommen und habe diesen vor lauter Eifer mit der linken Schulter touchiert. Mit leicht schmerzendem Arm schleppte ich mich das Ende der Stage hinunter und habe die nachfolgenden Sprünge umfahren, was mich wieder einige Sekunden gekostet hat. Da die Stage aber eh mies lief, war mir das in diesem Moment auch egal. Fazit der Stage 3: Verkackt und dann auch noch Schürfwunden an Schulter und Unterarm zum Dank. Abhaken, nächste Stage.
Stage 4 lief halbwegs fehlerfrei. Das erste Steinfeld durchfuhr ich doch, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, hier die Chickenline zu nehmen. Aber die dort stehenden Zuschauer erwarteten etwas anderes und der Schalter im Kopf war umgelegt und schon wählte ich den Weg über die Steine. Das nachfolgende Holz ließ ich aber aus und wählte den bequemeren Weg der Chickenline außen vorbei. Jedoch scheinen nicht viele meinen gewählten Weg gefahren zu sein. Die Chickenline kam mir noch ziemlich jungfräulich vor. Egal, man muss nicht immer einer Meinung sein. Kurz drauf nahm ich im Augenwinkel am Streckenrand einen Mountainbiker mit Startnummer wahr. Im ersten Moment dachte ich an einen Mitfahrer, der sich wieder aufrappelt und sich hinter mir wieder einfädelt. Jedoch erklärte er mir, während er hinter mir her jagte, dass er Fotograf sei und ich mir keinen Stress machen sollte. Ein wenig perplex schoss ich die letzten Meter in Richtung Ziellinie.
Im unteren Drittel der Stage 5 machte ich wieder Bekanntschaft mit dem Waldboden. Mit der rechten Pedale blieb ich an einer Wurzel hängen und flog im hohen Bogen über den Lenker. Schnell aufgerappelt und weiter ging es Richtung Ziel. Der nachfolgende Fahrer machte sich schon per Rufen bemerkbar und ich suchte in voller Fahrt und mit meinen letzten Kräften eine Lücke, um ihn vorbei zu lassen. Stress pur. Der letzte Sprint der Saison über die Wiese und die kleine Brücke über den Bachlauf ins Ziel raubte mir den letzten Atem. Völlig fertig nahm ich im Ziel mein Transponderpfand in Empfang und war froh, dass dieses Rennen zu Ende war. Von den angesetzten 4 Stunden für den Trip brauchte ich etwas mehr als 2 Stunden, wovon rund 15 Minuten und 21 Sekunden Stagezeiten waren. Am Ende konnte ich mich wieder mal mit dem vorletzten Platz der eBiker zufrieden geben. Mit rund 4 Minuten mehr Zeit auf der Uhr als der Erstplatzierte der Klasse hatte ich aber auch 4 Minuten länger Spaß auf dem Trail.
Ehrung der Gesamtsieger
Nach der obligatorischen Ehrung der Tagessieger stand auch noch die Prämierung der Gesamtsieger der einzelnen Klassen auf dem Plan. Mit meinen 3 von 5 absolvierten Rennen der Saison und insgesamt 51 Punkten konnte ich bei 18 gemeldeten Serienstartern den 7. Platz in der eBike-Klasse einfahren. Christoph belegt mit einem Rennen mehr und 81 Punkten den 6. Platz der Gesamtwertung. Den Gesamtsieg der eBike-Klasse konnte wie vorausgesehen Michael Vindum für sich verbuchen. Dahinter folgten Fabien Grimmig und Rico Haase auf Platz 3 und 4. Platz 5 ging an Sven Schreiber.
Richtig spannend wurde es dann noch einmal zur Auslosung des großen Breitensportpreises – einer Teilnahme am Trailcamp Aosta der Mountainbikeschule Trailacademy. Vier Mal blieb es still im Publikum, ehe das fünfte Los eine vollkommen überraschte Gewinnerin zeigte. Birgit Jüngst-Dauber gewinnt beim Heimspiel den begehrten Preis.
Alles in Allem war die Saison eine schöne Erfahrung und ein tolles Erlebnis. Die einzelnen Rennen jedes für sich ein Highlight und jedem zu empfehlen, die Enduro One mal zu fahren. Irgendwie schade, dass die Saison doch wieder so schnell zu Ende ging. Im nächsten Jahr – so der Veranstalter Baboons – wird es ein sechstes Rennen am Chiemsee geben. Wir sind gespannt, was da kommt und voller Vorfreude…
Mein RAW-Video der Stages kannst Du Dir hier ansehen: