Donnerstagmorgen, kurz nach 6 Uhr. Ich biege mit meinem Auto in die Tiefgarage des Frankfurter Flughafens ein und meine Reise zu den Wikingern konnte beginnen. Noch ist Zeit bis zum Abflug, da mich Marie – die gute Seele der Reiseorganisation – bereits am Vortag eingecheckt hatte, konnte ich mit meinem digitalen Ticket direkt zum Gate schlendern. Naja schlendern ist übertrieben. An der Personenkontrolle musste ich das erste Mal in einen solchen Bodyscanner. Also alle Taschen leeren, die großen elektronischen Geräte in ein Körbchen und ab in die Strahlen. Die nette Dame bat mich wieder heraus und zu ihrem Kollegen. ‘Gürtel auf’ raunzte er knapp und bat mich in eine Kabine. Er fasste mir in den Hosenbund und komplimentierte mich mit einer Handbewegung wieder heraus. OK dachte ich mir, es ist nicht jeder eine morgendliche Frohnatur. Nachdem alle meine Körbchen durch den Scanner gerutscht waren und ich mich wieder sortiert hatte, ging es weiter zu Gate A28.

Ein kurzer Blick auf die Uhr. Upps schon 6 Uhr 47. Noch sieben Minuten bis zum Boarding und bis zum Gate sind es noch einige hundert Meter auf dem riesigen Flughafen. Naja wird schon… Am Gate angekommen ein kurzer Blick in die Runde. Kein bekanntes Gesicht zu entdecken. Auch Tina Puello von PEXCO GmbH konnte ich nicht entdecken. Ihr Gesicht kenne ich zumindest von Fotos. Ein kurzer Anruf bei ihr, um zu sehen, ob es eine Regung in der Menge gibt. Nix… Ich wäre am Gate und ihr? Wir sitzen in der Frontrow am Fenster direkt bei den Flugzeugen bekam ich zu Antwort. Mhhh, am Gate 28 fragte ich zurück… Ohh, Ähh Moment, wir kommen… Tina Puello und Amelie Börger von PEXCO GmbH und der Rest der halben Reisegruppe standen am falschen Gate. Gut, dass gerade erst Familien mit Kindern und Priority-Gäste zum Boarding aufgefordert wurden. Meine Nervosität bezüglich der knappen Zeit, die ich mir selbst auferlegt hatte, verflog wie der Jet, der gerade zum Start abhob.

LH821 ab Gate 28

Am Gate

LH821 nach Göteborg hob pünktlich ab. Der Flug verlief unspektakulär und so landeten wir nach einem kleinen Frühstück, das von der Lufthansa-Bordcrew gereicht wurde, pünktlich im schneebedeckten Schweden. Hier trafen wir auch auf die zweite Hälfte der Reisegruppe, die von München aus angereist ist. Gemeinsam ging es zum bereitstehenden Bus, der uns nach Jönköping bringen soll.

weißes Schweden

Jönköping? Was machen wir hier an der südlichen Spitze des Vättern – einem der beiden großen Binnenseen im verschneiten und eiskalten Smaland? Unser Ziel ist der seit einer Gemeindereform 1971 zu Jönköping zugehörige Ortsteil Huskvarna. Die PEXCO GmbH hat zu dieser Reise eingeladen. Nach über 50 Jahren ohne Bezug zum Thema Fahrrad soll heute das neue Husqvarna MC7 E-Mountainbike an den CEO von Husqvarna, Kai Wärn und dem Werks-Museum übergeben werden und somit eine langjährige Tradition wiederbelebt werden. Aber dazu bedarf es, dass ich etwas weiter aushole… Geschichte überspringen

Exkurs Husqvarna Geschichte

Waffen waren der Ursprung

Ohne Bezug zum Fahrrad ist ein wenig übertrieben, denn das Museum von Husqvarna zeigt stolz die Firmen-Tradition, in der in Schweden lange Zeit Fahrräder der Marke Husqvarna gebaut wurden. Zwar gab es die letzten 50 Jahre keine Husqvarna Fahrräder mehr, da es in den 1960er Jahren einen Umbruch in der Firmengeschichte gab, aber im Museum wird die über 100 Jahre alte Tradition der schwedischen Fahrrad- und Motorrad-Entwicklung begreifbar. Das Husqvarna Museum wurde im April 1993 eröffnet und befindet sich in dem Gebäude, in dem bis in die 1940er Jahre die Waffenschmiede war. Im März 2005 wurde es nach großangelegten Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. Das Museum wurde damals auf 2.400 Quadratmeter erweitert und mit einem neuen behindertengerechten Eingang mit Foyer und den neuen Ausstellungshallen ausgestattet. Derzeit finden wieder ein paar Renovierungsarbeiten statt, um das Museum moderner zu gestalten.

Husqvarna selbst kann auf eine fast 330 Jahre alte Firmengeschichte zurückblicken. Die Waffenschmiedetradition in Husqvarna lässt sich bis zum Beginn der Festung von Rumlaborg im 13. Jahrhundert zurückverfolgen, die der Firma und der Stadt ihren Namen gab. Im Jahr 1620 wurde Jönköpings Gevärsfaktori (Gewehrfabrik) von König Gustav II. Adolf als einer von fünf im Land gegründet und damit die Herstellung von Waffen formalisiert. Im Jahr 1689 wurde in Husqvarna ein Bohrwerk errichtet und dies bedeutete den Beginn einer neuen Hocheffizienzära. Die Produktion wurde dann schrittweise von Jönköping nach Husqvarna verlagert und 1757 wurde die Fabrik privatisiert und bald in Husqvarna Gevärsfaktori umbenannt. Als Husqvarna 1867 neue Waffenbestellungen erhielt, wurde eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Husqvarna Vapenfabriks (Aktiebolag) gegründet. Zur gleichen Zeit wurde eine neue moderne Werkstatt gebaut, in der das heutige Museum beheimatet ist und im Jahr 1872 begann Husqvarna aufgrund abnehmender Waffenbestellungen mit der Herstellung von Nähmaschinen. Zwei Jahre später, im Jahr 1874, wurde eine Gießerei gebaut. Die Geschäfte liefen jedoch schlecht. Von der Nationalen Verteidigungen kamen kaum noch Waffenbestellungen und die Investitionen in die neue Gießerei und Werkstatt brachten hohe Umsatzeinbußen.

Inmitten dieser Schwierigkeiten wurde ein neuer Direktor ernannt, der das Unternehmen bald zu einer modernen Industrie entwickeln sollte. Unter der Leitung von Wilhelm Tham konzentrierte sich die Produktion auf den zivilen Markt und in den nächsten Jahrzehnten wurden viele neue Produkte entwickelt, wie Jagdwaffen, Öfen, Herde, Fahrräder, Motorräder und Haushaltsprodukte. Nach ein paar Jahren liefen die Geschäft sehr gut, was dazu führte, dass Tham eine Reihe von sozialen Einrichtungen wie eine Schule, eine Kirche und Wohnungen für die Facharbeiter finanzierte. Außerdem befand sich die gesamte Gesellschaft in einer Übergangsphase. Viele Menschen verließen die Landwirtschaft für ein Leben in den Städten. Die Menschen wurden auch echte Konsumenten und Husqvarna wurde der Produzent dieser verschiedenen zivilen Produkte. Beim Tod von Wilhelm Tham im Jahr 1911 hatte das Unternehmen nicht nur 35 Mal den Umsatz gesteigert, Tham hatte Husqvarna auch zu einer richtigen Stadt gemacht. Im Jahr 1912 wurde sein Sohn Gustaf Tham, der bereits Vizepräsident war, zusammen mit seinem Cousin Wilhelm Göransson zum Präsidenten ernannt. Gustaf Tham war ein begeisterter Motorradfahrer und die Motorradproduktion wurde in den kommenden Jahren sehr bedeutend. Dies galt auch für das Gießereigeschäft einschließlich der in den Weltkriegen hergestellten Militärwaffen. Als Wilhelm Tham 1877 Präsident wurde, hatte das Unternehmen 180 Angestellte. Als Gustaf Tham im Jahr 1946 als Präsident zurücktrat, waren 4.000 Arbeiter in der Fabrik in Husqvarna und 6.000 in der ganzen Gruppe beschäftigt. Es besteht kein Zweifel, dass die Familie Tham einen unglaublich großen Einfluss auf den Erfolg von Husqvarna hatte.

Um mit den Umstellungen nach dem Zweiten Weltkrieg fertig zu werden, investierte Husqvarna erneut sehr stark in den wachsenden Bedarf an Haushaltsartikeln für den zivilen Markt. Gustaf Tham wurde schließlich pensioniert und das Management des Unternehmens wurde von dem Ingenieur Thure Öberg übernommen. Öberg war im Gießereigeschäft tätig und leitete zuvor die Schwesterfirma Norrahammars Bruk (Fabrik). Er war sehr versiert in vielen technischen Bereichen und während seiner Zeit kam die Entwicklung der Mikrowellentechnologie in Fahrt. Die Nachfrage nach gut ausgestatteten Wohnungen wuchs und somit kam es zu einer Hochzeit der Produktion von Öfen, Kühlschränken und Waschmaschinen. Die florierenden 50er Jahre trugen zu einem hohen Lebensstandard der meisten Menschen und zu einer Konsumwelle unvorhergesehener Ausmaße bei. Riesige Mengen an Haus- und Haushaltsprodukten für unterschiedliche Lebensstile wurden bei Husqvarna hergestellt.

Husqvarna Fahrrad von 1903

In den 60er Jahren wurden in der Firma organisatorische Veränderungen vorgenommen und einige Gegenstände, wie z.B. Teile der Waffenproduktion verschwanden paradoxerweise und symbolisch aus der Produktion. Obwohl noch einige Gußstücke für Nähmaschinen produziert wurden, wurde die große Eisengießerei in Husqvarna 1971 stillgelegt. Die Firma änderte ihren Namen in Husqvarna AB und ein neues Logo wurde eingeführt.

Im Jahr 1977 erwarb das große schwedische Unternehmen Electrolux Husqvarna und formte es zu einem Lieferanten für Geräte für den Forst- und Gartenbau. Dies führte zu einer massiven Umkehr der Produktpalette und die Motorradproduktion wurde nach Italien verkauft. 1989 wurde die letzte Schrotflinte geliefert und schließlich wurde auch der Nähmaschinen-Zweig abgeschnitten. Electrolux erwarb weitere auf Forst- und Gartengeräte spezialisierte Firmen. 1999 wurde der europäische Teil des US-amerikanischen Unternehmens McCulloch gekauft. McCulloch produzierte unter anderem leichte Kettensägen und Trimmer.

Im Jahr 2006 verkaufte Electrolux Husqvarna wieder und aus Husqvarna wurde wieder ein unabhängiges Unternehmen und setzte den Weg der Forst- und Gartenbauprodukte als Hauptziel fort. Heute ist die Husqvarna Group der weltweit größte Hersteller von Outdoor-Power-Produkten, darunter Roboter-Rasenmäher, Gartentraktoren, Kettensägen und Trimmer. Mittlerweile gehört auch Gardena zur Husqvarna Gruppe. Produkte der Husqvarna-Gruppe werden in mehr als 100 Ländern vertrieben.

Die Marke Husqvarna wird derzeit auch von vier weiteren Unternehmen lizenziert und genutzt und so schließt sich wieder der Kreis: Viking Sewing Machines (VSM, Nähmaschinen), Electrolux (Haushaltsgeräte) und Husqvarna Motorcyckles (Motorräder). Ganz neu hinzugekommen ist PEXCO GmbH, die mit Husqvarna Bicycles die Fahrrad-Tradition bei Husqvarna wieder aufleben lässt. Aus diesem Grund ist es auch nachvollziehbar, dass Husqvarna besonders stolz ist, zusammen mit PEXCO GmbH und dem Slogan ‚Till bakka – we are back’ wieder eine Fahrrad-Linie im Portfolio zu haben.

Zurück in der Gegenwart

Warten auf den Beginn

Soweit zur Historie von Husqvarna und zurück in die Gegenwart. Wir sind gegen 11:00 Uhr am Museum angekommen und wurden dort herzlich von Susi Puello, der Geschäftsführerin von PEXCO GmbH, sowie dem neuen Husqvarna Markenbotschafter Guido Tschugg begrüßt. Langsam brach auch die Sonne durch die Wolken und es zeichnete sich ein strahlend blauer Nachmittag ab. Die Wartezeit bis zum eigentlichen Event konnte das Museum bestaunt werden oder man wurde mit köstlichen Shrimps- oder Hähnchen-Wraps und schwedischem Äppelcider beglückt. Man(n) und Frau hatten zwar ihre liebe Mühe, das Riesenteil ohne Kleckern und dem Anlass entsprechend elegant zu verputzen. Aber alle waren sich einig: Sehr sehr lecker…

Susi Puello, Kai Wärn und Guido Tschugg

Nach und nach trafen weitere illustre Gäste im Museum ein. Unter anderem das komplette Management Board von Husqvarna und Vertreter von Gardena, einige Pressevertreter und sogar ein schwedisches Kamerateam wollten bei der Präsentation des ersten Husqvarna E-Bikes dabei sein. Punkt 13 Uhr begann mit einem kurzen Rückblick auf die Historie von Husqvarna durch Museumsleiterin Eva Charlotte Dahnberg die Präsentation. Souverän führte Susanne Puello das Programm weiter und präsentierte den anwesenden Gästen die noch junge PEXCO GmbH und die Vision von eMobility. Im Anschluss durfte Guido Tschugg sein neues Baby – das Husqvarna MC7 – im Wheely bis vor die Bühne fahren. Gemeinsam übergaben sie das Rad an Kai Wärn, den CEO von Husqvarna, der sich sichtlich freute und mit ein paar herzlichen Worten die Zusammenarbeit begrüßte.

Kai´s Wheelie

Nach gut 30 Minuten konnte es zum Aussenpart gehen. Im Museumshof konnte Guido Tschugg die Vorteile eines E-Mountainbikes und der neuen im Unterrohr verbauten Linkage Batterie erläutern. Aber es war ihm sichtlich lieber, das Rad an praktischen Übungen zu präsentieren. “I´am a racer not a speaker” sprach er und rollte spielerisch im Manual über den Hof. Danach war es Neu-E-Bike-Besitzer Kai Wärn selbst, der bei seiner kurzen Probefahrt auch einen kurzen Wheelie – unter Applaus der Gäste – aufs verschneite Parkett legte. Dann jagte ein Interview das andere und das Medieninteresse hat Susi Puello wahrlich beeindruckt. Husqvarna Bicycles are back…

Die übrigen Gäste hatten am Nachmittag die Möglichkeit, sich von den neuen Husqvarna E-Bikes zu überzeugen. Vier verschiedene Modelle standen für Probefahrten zur Verfügung. Das Angebot wurde rege genutzt, so lange die Fahrräder nicht für Film- und Fotoaufnahmen benötigt wurden. Alternativ stand Kaffee zum Aufwärmen und leckerer Karottenkuchen für den Gaumenkitzel bereit. Nach einer exklusiven Führung für die deutsche Delegation durch das Museum ging es mit rasanten Taxis zurück ins Hotel nach Jönköping. Bis zum geplanten Abendessen waren noch zwei Stunden Zeit. Genug, um noch eine kleine Runde durch die Stadt zu drehen und trotz schneidender Kälte einen Vorabendspaziergang am Vättern zu absolvieren. In einer nahe gelegenen Tappas-Bar klang der anstrengende, aber auch interessante Tag – erneut mit leckeren Völlereien – aus.

Überraschung im Hotel

Stylisch.. Das VOX-Hotel in Jönköpimg

Die Nacht im stylischen VOX Hotel war trotz Überraschung angenehm. Beim Check-In wurden wir ins Untergeschoss gebeten. Untergeschoss…? Ich hatte gehofft, ein Zimmer mit Blick auf den See zu erhalten, aber das klang nicht nach Seeblick. Der Großteil der Zimmer lag tatsächlich im Untergeschoss des Hotels und dazu auch noch außerhalb des eigentlichen Gebäudes unter der Straße. Egal, die Nacht war kurz, draußen war es dunkel und das Zimmer angenehm temperiert. Was braucht es mehr, um gut zu schlafen? Einen Absacker in der Hotelbar…

Der Kaffee kam aus dem iPad 😉

Die nächste Überraschung gab es beim morgendlichen Frühstück. Auf der iPad-Kaffeemaschine musste erst mal das schwedische iTunes-Login weggedrückt werden, bevor der goldene Hahn das heiße Schwarz in die Tasse beförderte. Spaßig… Schwedisch pünktlich um 7 Uhr 30 stand der Bus vor dem Hotel. Die Heimreise Jönköping – Flughafen Göteborg – Frankfurt verlief wieder problemlos. Pünktlich um 13:15 Uhr landete der Flieger wieder in Deutschland.

Eine Reise nach Schweden, wegen einem E-Bike, das man noch nicht mal richtig fahren kann, ist doch keine Story wert. Ich finde schon… Warum? Weil es Spaß gemacht hat und man einige Einblicke in die Husqvarna-Welt erhalten hat. Danke PEXCO GmbH, danke Husqvarna Bicycles!

Über die PEXCO GmbH:

Die Unternehmerfamilie Puello gründete im Juli 2017 die PEXCO GmbH. Der Name steht für „Puello eMobility Crossover Company“. Die klar definierte Vision: In unterschiedlichen Märkten eine Führungsposition in Sachen Technik, Design, Wirtschaftlichkeit sowie Digitalisierung einzunehmen. Das unabhängige und familiengeführte Unternehmen verfolgt das Ziel, eine zentrale Rolle in der globalen Mobilitätswelt von heute und morgen zu spielen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung und dem Vertrieb von eBikes sowie Fahrrädern. Unter dem Dach der PEXCO GmbH sind die drei Marken Raymon, Husqvarna und R2R (kurz für Ready 2 Race) angesiedelt.

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