Wenn mir jemand an einem Freitagnachmittag gesagt hätte, wie anstrengend knapp 18 Kilometer eMountainbiken sein können, hätte ich ihn ausgelacht. 18 Kilometer mit dem eBike rutsche ich Dir doch auf der linken A….backe ab. Aber es wurde eine Ochsentour.
Virtueller Trackwalk
Mit einigen Videos im Kopf, die wir auf Youtube unter dem Begriff „EnduroOne Ochsenkopf“ finden konnten, machten Chris und ich uns auf den Weg ins Fichtelgebirge. Dort hat das Team um Rennleiter Chris Decher sowie Streckenchef und Abteilungsleiter Peter Genser vom WSV Oberwarmensteinach und weit über 70 Helfer mit den Mädels und Jungs vom EnduroOne-Team eine feine „Schlachtplatte“ für den vierten Stop der EnduroOne-Serie vorbereitet. Ich habe noch nie so viele Mountainbiker am Streckenrand stehen sehen, die Reifen geflickt, Ketten aufgezogen haben oder sogar ganze Felgen demoliert hatten wie hier. Manch einer nahm sich nicht mal die Zeit, das neben der Strecke zu flicken und eierte mit Fullspeed Richtung Zielbogen.
Pünktlich zur ersten Ausgabe der Startunterlagen und Transponder um 18 Uhr sind wir auf ca. 820 Meter Höhe am Bullhead House, unserem Hauptquartier des Wochenendes angekommen. Nach einem kurzen Check-In und einer ersten Besichtigung des Zimmers machten wir uns auf zur Anmeldung. Nachdem wir unsere Unterschrift unter die Anmeldung gesetzt hatten und den Transponder in Empfang nehmen konnten, gaben uns die ersten bekannten Gesichter bereits den einen oder anderen Tipp und Hinweis zur Strecke.
Schon mal schauen
Aber erst hieß es Nahrungsaufnahme, denn uns hing der Magen schon in den Kniekehlen. Mit vollem Magen, der den großen, günstigen und leckeren Portionen der Bullhead-House-Küche geschuldet war, ging es am Abend aber trotzdem noch mal hoch auf den Gipfel zum Asenturm, um zumindest Stage 1 und 6 in Augenschein zu nehmen. Ich denke wir hätten schlecht geschlafen, wenn wir die Erzählungen der anderen nicht selbst gesehen und auch erfahren hätten. So ging es über den noch nicht offiziellen Kurs wieder runter zur Talstation des Sesselliftes. Die Steine lagen schwer – nicht nur im Magen, sondern auch auf der Strecke. Zumindest wussten wir nun, was uns am nächsten Tag erwartete. Gute Nacht Ochsenkopf.
Nach zwei Pötten Kaffee, etwas Müsli und Marmeladen-Brötchen am nächsten Morgen war es Zeit die Räder für das bevorstehende Training zu checken und eine erste morgendliche Rundtour um den Ochsenkopf zu drehen. Die Strecken-Crew steckte noch die letzten Stages ab und schilderte die Transferstrecken aus, als wir mit den ersten Sonnenstrahlen erneut den Gipfel des Ochsenkopfs erklimmten. Pünktlich um 10 Uhr waren wir zurück am Baboons-Truck, um die offizielle Strecke mit unserer Erkundungsfahrt abzugleichen. Die fehlenden Akkubalken wurden noch einmal für das Training am Stromnetz ergänzt. Da es am Vorabend bereits zu dunkel war, um das Ende der Stage 6 zu begutachten, ergab sich zusammen mit der Haibike Enduro Crew ein kleiner Trackwalk der Prolog-Strecke.
Samstag morgens
11:45 Uhr – Wir machten uns daran, erneut die rund 260 Höhenmeter hinauf zur Bergstation zu erklimmen, denn es konnten die Stages 1 und 6 trainiert werden. Beide Stages fuhr ich zweimal hintereinander und für mich war es schon ein Erfolg, dort überhaupt ohne Sturz und Blessuren raus zu kommen. Solche fetten Steinfelder hatte ich bisher noch nicht unter meinen Reifen. Die Prologstrecke nahm ich noch ein drittes Mal unter die Pneus, um für mich noch die Ideallinie zu finden und mich an die dicken Steine zu gewöhnen. Aber das Training verlangte mir einiges ab und so beließ ich es bei den gefahrenen Durchgängen. Der Prolog stand mir ja auch noch bevor.
Anders als in den vorangegangenen Rennen durften die eBiker diesmal nicht aus der ersten Startreihe zum Prolog starten, sondern mussten diesen nach Startnummern bestreiten. Für die schnellen E-Kollegen ein Ärgernis, da sie nun hinter den langsameren Klassen starten mussten und für mich eher positiv, da ich wusste, dass die schnellen Fahrer bereits weg waren. Nur die Wartezeit bis die Nummern 200 bis 250 an den Start gerufen wurden dauerte eine Ewigkeit. Im Prolog fuhr ich dann eine Zeit von 2 Minuten und 58 Sekunden und ein paar gequetschte. Für mich eine Sensationszeit und wie am Dünsberg der letzte Platz im Prolog, aber gegenüber Michael Vindum, der bei den eBikern die Stage in 2:10 fuhr, waren dies Lichtjahre.
Schon machbar
Nachdem der Prolog nun Geschichte war und dicke Wolken auf baldigen Regen schließen ließen, beschloss ein Teil der eBiker noch einmal nach oben zu pedalieren, um die verbleibenden Stages zu begutachten. Mit einem Rest an Saft in den Beinen und Strom im Akku fuhr ich noch einmal mit bergauf. Zu fünft machten wir uns auf den Weg zu den Stages 2, 3 und 5. Stage 4 ließen wir aus, da der Start wieder ganz oben lag und es hieß, man könne diese schön auf Sicht fahren. Über die Stages zwei und drei musste man sich nicht wirklich Gedanken machen. Hier waren gute Sprintqualitäten gefragt und ein wenig um die Bäume zirkeln. Stage Fünf war da schon anspruchsvoller. Für mich schon machbar, aber nicht in dem Tempo wie bei meinen Kollegen. Aber mit diesem Hintergedanken lässt es sich im Rennen lockerer fahren.
Nachdem der erste Blick am Sonntagmorgen aus dem Fenster gegen Himmel ging und dicke Wolken keinen schönen Tag versprachen, stellten wir fest, dass die Straßen relativ trocken waren, obwohl es am Vorabend doch noch heftig geregnet hatte. Wie es auf den Trails ausschaut wird sich später zeigen. Der Waldboden rund um das Bullhead House war halbwegs trocken oder nur leicht feucht.
Der Sonntag
Meine Startzeit für das Rennen lag wie beim letzten Rennen bei 10:48 Uhr und das bedeutete, dass noch genügend Zeit war, um gemütlich zu Frühstücken und sich für das Rennen vorzubereiten. Langsam kehrt Routine ein ins Renngeschehen. Nachdem sich die Startflagge für die 20 Fahrer der Startgruppe 14 senkte ging es direkt zum Lift. Eigentlich wollte ich den Berg hinauf pedalieren, aber die herauskommende Sonne und die Gunst, auch mit eBike den Lift benutzen zu dürfen, ließen die Entscheidung schnell pro Lift fallen. Die Körner für das Bergaufstrampeln spare ich mir für die Stages auf. Es wird noch anstrengend genug heute.
In diesem Jahr wurde die erste Stage entschärft und etwas unterhalb der Bergstation mit einer neuen Line gestartet. Für mich lief diese Stage bis auf zwei Patzer ganz gut. Jedoch wurde meine ausgewählte Linienwahl vom Vortag zunichte gemacht, denn der Regen in der Nacht hatte aus dem Boden Schmierseife gemacht. Wenn man einmal von der gedachten Line abgekommen ist, war es schwer wieder rein zu kommen. An einer abfallenden Wurzelpassage mit einem kurzen Holzabschnitt legte sich mein Vorfahrer ab. Fair machte er Platz und weil ich den Abschnitt trotz der Irritation gefühlt doch recht gut gemeistert hatte, ist unmittelbar danach mein Bike unter mir weggerutscht. Kein Plan wie das passiert ist. Meine „Five Ten“ boten mir aber auch nicht den besten Halt auf der Schmiere und da musste ich erstmal zusehen, wie ich wieder auf die Beine komme. Im ersten Moment war der Flow auf den darauffolgenden Steinen weg und ich bin erstmal nur im Schneckentempo weitergekommen. Zum Glück war das Ziel ein paar Meter vorverlegt worden so da die letzten Steinbrocken sachte gefahren werden konnten.
Schmierseife und Fahrfehler
Auf der zweiten Stage hatte ich noch einen Fahrfehler. Irgendwo mitten im Trail gab es ein Baumwurzeldings. Meine Linienwahl am Vortag war eigentlich außen rum. Aber euphorisiert durch die Anfeuerungen kurz zuvor, fuhr ich über dieses Wurzelteil anstatt rund rum. Einen Abflug in den gegenüberstehenden Busch musste ich mit einem verdrehten Bremsgriff, einem abgerissenen Knopf des Bosch-Bedienteils und einer dicken Schramme am Schlüsselbein abschließen. Die letzten Meter zur Finishline waren von Adrenalin gepuscht.
Die Stages 3 bis 5 liefen dagegen ohne irgendwelche Ausfälle oder Stürze. Es waren zwar nicht meine schnellsten Stages, aber ich bin immerhin heile rausgekommen. Am Start von Stage 6 angekommen hatte ich große Augen gemacht. Es stand keine Warteschlange am Start. Also kurz auf dem Weg umgedreht und direkt in die Stage eingefahren. Noch war ich warm von Stage 5. Im Rennmodus bin ich die letzte Stage 10 Sekunden langsamer gefahren als im Prolog. Insgesamt wurde ich am Ochsenkopf nicht letzter der eBike-Klasse und witzigerweise waren es gerade die Stages 1 und 6, die mich rausgerissen haben.
was noch
Chris hat leider wieder ganz knapp das Treppchen verpasst. Er wurde hinter Fabien Grimmig, Rico Haase und Michael Vindum wie am Dünsberg vierter der Wertung. Am kommenden Wochenende steht nun das Abschlussrennen in Bad Endbach auf dem Programm. Die Art der Strecke des Flowtrail Bad Endbach liegt mir da wieder mehr. Mal sehen, wie wir uns diesmal schlagen.